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Der last minute Bock

Am Morgen des 1. Mais beziehungsweise mitten in der Nacht (3:30) klingelte mein Wecker, da ich knapp 70 km zu uns ins Revier zu fahren hatte.
Nach einer schnellen Dusche und einem Kaffee ging es los.



Ich saß um kurz vor 5 auf dem von mir gebauten Erdsitz. Nachdem ich keine 10 Minuten saß huschte etwas Flauschiges direkt vor mir vorbei. Ich gehe davon aus, dass es ein Dachs war, zumindest von den Konturen die ich erkennen konnte. Insgesamt hörte ich bis zum Abbaumen  3 Schüsse und sah einen Mäusebussard und ein Eichhörnchen direkt neben mir in den Bäumen.

 

Nach dem Abbaumen glaste ich noch die Waldränder ab und konnte auf knapp 500 m einen Bock ausmachen. Also versuchte ich mich anzupirschen, bis ich aber nach knapp 15 Minuten angekommen war, war er natürlich schon verschwunden.
Das sollte nun also der erste Ansitz auf einen Bock im eigenen Revier gewesen sein.
Müde und etwas traurig ging ich nach Hause, freute mich aber schon auf den Ansitz bei zwei Freunden im viel größeren Revier in dem mehr Rehwild und weniger Fußgänger etc. unterwegs sind, das Wild ist also nicht ganz so heimlich wie bei uns im Revier.

Gegen 16:30 kam ich bei den beiden an und wir besprachen den Ansitz bei Kaffee und Kuchen.
Um kurz vor halb 7 bezog ich eine Kanzel im Wald an einer Kirrung, auf welcher ich bis ca. halb 8 sitzen sollte bevor ich an den Wald/Feldrand auf eine offene Leiter wechseln sollte.



Dort angekommen sollte es vorerst einmal ruhig bleiben. Ich vernahm 2 Schüsse in Abstand von knapp 10 Minuten, welchen ich natürlich gleich auf den Grund gehen wollte und schrieb den beiden eine Nachricht. Kurze Zeit später kam die Antwort, dass einer der beiden 2 Knopfböcke erlegt hatte.
Ich wünschte ihm Waidmannsheil und hoffte, dass ich auch noch erfolgreich sein werde. Mittlerweile fing es aber schon leicht an zu dämmern.


Ein Hase welcher hinter mir durch das Dickicht hoppelte trieb mein Adrenalin schon etwas in die Höhe, da er ziemlich laut war und sich eher nach etwas größerem als einem Hasen anhörte, als er dann aber auf dem Feld angekommen war machte sich die Ernüchterung breit und ich beobachtete ihn eine Zeit lang, bis er wieder verschwand.


Aber dann sollte meine Zeit kommen….
Der Waldrand war L förmig und ich saß in der Mitte des längeren Teils und konnte beobachten wie ein Bock aus dem kürzeren Teil des Ls auf das Feld wechselte.
Bei genauem Betrachten erkannte ich, dass er noch im Bast steht und „nur“ ein 4-Ender ist.
Wir hatten nämlich vereinbart, dass nur Jährlinge, Abnorme, Abgekommene und Knopfböcke erlegt werden sollten. 6-Ender und alle anderen sollten geschont werden.

Ich nahm also so leise es ging meine Waffe in den Anschlag, überprüfte meine Schussrichtung mit Kugelfang etc. nun fing der Bock jedoch an zu laufen und wurde immer schneller, ich nahm meinen Schal schon vom Mund, fuhr jedoch weiter im Anschlag mit und war kurz davor ihn anzupfeifen, damit er stehen bleibt, jedoch blieb er dann glücklicherweise von alleine stehen und fing an zu äsen.

Nachdem ich nun noch einmal alles überprüft hatte und mittlerweile voller Adrenalin war (was ich jetzt beim Schreiben auch wieder bin) ließ ich die Kugel fliegen….
Aber was war jetzt? Der Bock war auf einmal nicht mehr zu sehn…
Ich war sprachlos, das konnte nicht sein, ich war doch genau drauf und er hatte sich nicht mehr bewegt.
Ich wartete noch einige Zeit ab, bis es keine 5 Minuten später wieder rechts von mir im Gebüsch knackte und ein Bock auf dem Feld stand, welcher genauso aussah als der den ich beschossen hatte.

Ich fing schon an an mir zu zweifeln. Der Bock bekam Wind von mir und verschwand wieder im Wald.

Mittlerweile war es aber schon so dunkel, dass ich abbaumte.
Ich lief direkt auf die Stelle zu, an der ich den Bock vermutete. Nun wusste ich auch, warum ich ihn nach dem Schuss nicht mehr gesehen hatte: Er lag direkt auf der Fahrspur, die der Traktor beim sähen des Weizens hinterlassen hatte und da der Weizen schon knapp 30 cm hoch war, konnte ich ihn von meinem Sitz aus nicht mehr sehn.

Man war ich glücklich, dass es geklappt hat. Der Schuss saß perfekt am Blatt, der Bock musste also nicht leiden, sondern war sofort tot. Da es nun mittlerweile so dunkel war, dass ein einfaches Aufbrechen an Ort und Stelle nicht möglich war, holten mich die anderen beiden mit dem Auto ab und wir luden ihn auf den Heckträger, auf dem die anderen beiden Böcke schon lagen.



An der Jagdhütte angekommen galt es nun den Bock aufzubrechen und die Innereien zu entnehmen.
Dies war das erste Mal, dass ich es fast alleine machen sollte. Einer der Beiden gab mir Anweisungen was ich nun zu tun hatte und es klappte auch ganz gut und ich war zufrieden.
Nach der Bruchübergabe durch den Jagdherren tranken wir ein Bier und unterhielten uns noch einige Zeit über den vergangenen Ansitz.
Nachdem es mittlerweile kurz nach 23 Uhr war verabschiedete ich mich und fuhr die knapp 80 km zu meiner Freundin und erzählte ihr dort nochmal die ganze Geschichte.

Glücklich und zufrieden fiel ich um 1 ins Bett.

Ich wünsche euch viel Waidmannsheil und Erfolg bei der gerade erst begonnenen Bockjagd,

Euer Karsten

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